Tiefenrausch, eine Einführung

Stickstoff kann ab ca. 2,3 - 3 bar pN2 - also ca. 20 - 30 m - narkotisierend auf das zentrale Nervensystem einwirken. Umgebungsfaktoren wie Kälte, Anstrengung und auch die Psyche des Tauchers spielen hierbei ein Rolle bezüglich Wirkungs-Stärke. Dabei verhält sich Stickstoff ähnlich wie andere Inertgase (Argon, Neon, Krypton): je fettlöslicher ein Inertgas ist - desto größer ist die Wirkung auf das Zentrale Nervensystem durch Einlagerung in die fetthaltigen Zellen des Nervensystems.

Wahrscheinlich wird über Membranpotentialänderung (siehe nächste 2 Absätze) an den Synapsen (Schaltstellen) des ZNS die Übertragung von Botenstoffen verzögert oder sogar blockiert.Dies entspricht der Wirkung ähnlich / gleich narkotischer Stoffe -> es wird eine euphorische Stimmung mit resultierendem Verlust von Selbstkontrolle ausgelöst.

Durch Stickstoffanreicherungen im ZNS kommt es zu Übertragungsstörungen der Nervenimpulse. Die Informationsübertragung von einer Nervenzelle zur nächsten erfolgt über elektrische Impulse. Die Impulse werden dabei von der Nervenzelle über das Axon (zentraler Strang einer Nervenfaser), welches die Funktion einer Signalleitung übernimmt, an den Signalempfänger weitergeleitet. Die Übertragung des Impulses an die nächste Nervenzelle erfolgt über Synapsen (Verbindung zwischen Zellen zur Reizübertragung). Synapsen sind kleine, kugelförmige Aufschwellungen am Ende des Axons. Zwischen der Synapse und der nachgeschalteten Zelle befindet sich ein 0,2 Millionstel Millimeter breiter Spalt, der sog. synaptische Spalt. Ein aus dem Axon kommender Stromimpuls führt in der Synapse zu einer Ausschüttung von Überträgerstoffen, den Transmittern, in den synaptischen Spalt hinein. Diese erzeugen in der Empfängerzelle über die Öffnung von Ionenkanälen eine Spannungsänderung an der Zellmembran, und das Signal wird wiederum als Stromimpuls (Erregung) weitergeleitet.

Die fetthaltigen Nervenmembranen sind nun der Angriffspunkt der Inertgase. In Folge der Stickstoffanreicherung kommt es zu einer Dehnung der Zellmembranen und zu einer Erweiterung der Ionenkanäle. Durch die Erweiterung wird eine Auslösung von Nervenimpulsen verursacht, auch wenn tatsächlich keine Reizung vorliegt. Überschreitet die Zellmembran das sog. kritische Volumen, stehen nicht mehr genügend Ionen für einen normalen Reizaufbau zur Verfügung und die Reizweiterleitung bricht zusammen.

Verstärkt wird die Wirkung durch alle Einflüsse auf das ZNS. Also Alkohol, Psychopharmaka, Schlafmittel, aber auch Unterkühlung und Stress etc. wirken sich verstärkend auf das Auftreten einer Stickstoffnarkose aus.  

Der menschliche Körper verhält sich bei wiederholter Exposition meistens adaptiv. D.h. Taucher die regelmäßig in Tiefen über 30 m tauchen, können die Anfälligkeit für Stickstoffnarkose mindern bzw. die Grenzen weiter nach unten schieben. Aber durch eine Tauchpause von bereits ca. 1-2 Wochen wird dieser Effekt wieder vermindert.

Stickstoffnarkose selbst ist völlig ohne Nachwirkung und verschwindet meist sofort nach Absenken des Partialdruckes des Stickstoffes. D.h. auftauchen in geringere Tiefen vermindert den Tiefenrausch sofort.

 Herbert Gfrörer,©2001, vom Taucher.net

 

Tiefenrausch
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